Beratung

Wenn Eltern die Fassung verlieren

Die Mutter verliert die Fassung. Vor zwei Stunden schon wollte sie ihren Zweijährigen zum Schlafen legen. Der Kleine weint unaufhörlich und krabbelt immer wieder aus seinem Bettchen. Die Mutter schreit den Jungen an, schüttelt ihn ein paar Mal grob, wirft das kreischende Kind ins Bett und schließt mit wutverzerrtem Gesicht, innerlich bis zum Zerreißen angespannt, die Tür vom Kinderzimmer. Die ganze Nacht hat die Mutter ein furchtbar schlechtes Gewissen: Sie liebt doch ihr Kind und möchte, dass es ihm gut geht, aber sie will auch Zeit und Entspannung für sich.

Mit der Erziehung fühlen sich viele Eltern überfordert

Eltern kennen ein solches Gefühl, an eigene Grenzen zu stoßen und überfordert zu sein. Ursachen sind nicht selten Probleme mit dem Partner (siehe auch Trennung und Scheidung), Suchterkrankungen, Stress im Job oder andere persönliche Alltagskrisen, so unter anderem das Gefühl der Ohnmacht im Umgang mit dem eigenen „schwierigen“ Kind. (siehe auch Lernprobleme, Quälgeister und Nervensägen, Pubertät). Solche Schwierigkeiten ziehen sich durch alle Schichten.

Oft hilft schon ein Gespräch mit guten Freunden

Meist erkennen Eltern selbst, wenn sie sich unangemessen verhalten und dem eigenen Kind schaden. Aber Beratung durch Fachleute? „Nein Danke! Das brauche ich doch nicht!“ – So meinen dann viele betroffene Eltern. Und tatsächlich, oft hilft schon ein Gespräch mit Freunden oder guten Bekannten (siehe auch Selbsthilfe). Doch manchmal ist professionelle Hilfe notwendig.

Eltern, die nicht weiter wissen, können sich ganz unkompliziert an eine Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle oder an das Jugendamt wenden. Dort finden sie Beratung und Begleitung durch Sozialpädagogen, Familientherapeuten und Psychologen, die sie bei der Suche nach Lösungen unterstützen und falls erforderlich auf weitere Hilfen hinweisen.

In einem Fall wie dem oben beschriebenen hat die Mutter die Möglichkeit, ihre Sorgen mit einem Experten zu besprechen. Über die Beratung kann sie sich Sicherheit und praktischen Rat holen, indem sie unter anderem lernt, das Verhalten ihres Kindes besser zu verstehen und zum Beispiel die Idee für ein klares Gute-Nacht-Ritual entwickelt. In der Beratung treffen Mütter, Väter oder deren Partner auf Verständnis für ihre Sorgen und erfahren, dass sie nicht die Einzigen sind, die Schwierigkeiten im Erziehungsalltag haben. Sie erleben, dass sie nicht nur mit Problemen belastet sind, sondern bekommen auch wieder einen Blick für ihre positiven Fähigkeiten und Möglichkeiten.

Eltern sollten den Mut haben, den ersten Schritt zu tun und bei Schwierigkeiten nicht zu zögern, sich Unterstützung bei Bekannten und Freunden oder einer Beratungsstelle zu holen. Auf diese Weise kann Eltern zielgerichtet und schnell geholfen werden. Und dies ist für viele Kinder der beste Schutz, bevor sich die familiäre Situation zuspitzt, und die Mädchen oder Jungen Schaden nehmen.

Kostenlose und anonyme Beratungsangebote nutzen

Für die Gespräche bspw. bei einer Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle müssen Ratsuchende weder Anträge ausfüllen noch etwas bezahlen. Die Beratung wird anderen Stellen gegenüber, wie zum Beispiel der Kindertagesstätte, der Schule oder dem Jugendamt, vertraulich behandelt (siehe Daten- und Vertrauensschutz).

Im Internet können Eltern auch Hilfe bei der virtuellen Beratungsstelle der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e. V. finden.

Zurück zur Liste