Ehrenamt in den Frühen Hilfen

Willkommensbesuche in der Stadt Gera


Die Stadt Gera begrüßt ihre neugeborenen Bürger mit einem Willkommensbesuch. In Gera führen diese  ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger der Stadt durch. Die Willkommensbesuche gibt es seit 2010. Sie sind als Teil des Leuchtturmprojektes „Hand in Hand – Kinder willkommen“ entstanden.

Die Landeskoordination war mit dem Team des Willkommensbesuchsdienstes im Gespräch. Dabei erfuhr sie, was es mit diesem Projekt auf sich hat:

Was ist der "Willkommensbesuch"?

Mit den Willkommensbesuchen beglückwünschen wir im Auftrag der Stadt Gera die Eltern zur Geburt ihres Kindes und begrüßen diese als „neue Bürger“. Außerdem dienen die Besuche dazu, die Familien umfangreich über Angebote für Eltern und Kind in Gera zu informieren. 

Wie können sich (werdende) Eltern und Familien über die Willkommensbesuche informieren?

Informationen über den Willkommensbesuchsdienst erhalten (werdende) Eltern sowie Familien über den Elterninformationsabend in der Abt. Geburtsmedizin des SRH-Wald-Klinikums und über die Koordinatorin Frau Eger unter der Telefonnummer 0160 / 5 88 04 14 (Mo.-Fr. zwischen 9:00-16:00 Uhr).

Wie läuft so ein Besuch in der Familie konkret ab?

Im Zeitraum von sechs bis acht Wochen nach der Geburt des Kindes erhalten die Familien ein Anschreiben der Stadtverwaltung, in dem der Willkommensbesuch angeboten und zu einem benannten Termin angekündigt wird.

Zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensmonat des Kindes sucht dann einer von uns zum angegebenen oder vereinbarten Termin die Familie persönlich zu Hause auf. Wir überbringen die Glückwünsche der Stadt Gera und überreichen das Begrüßungspaket. Darin enthalten ist ein Elternbegleitordner mit wichtigen Informationen zur gesunden Entwicklung des Kindes, zusätzlichen Informationen über lokale Angebote und Kontaktdaten für Eltern und Kind in Gera sowie ein kleines Begrüßungsgeschenk. Außerdem stehen wir den Eltern für Fragen zur Verfügung.

So ein Willkommensbesuch in der Familie dauert ungefähr 20 Minuten. Wenn es Fragen gibt, dann wird es meist etwas länger.

Wie erfahren die ehrenamtlichen Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter von der Geburt der Kinder und woher erhalten sie Namen und Anschrift der Familien?

Die Adressen bekommen wir von der Stadtverwaltung. Einmal wöchentlich treffen wir uns hier in der Ehrenamtszentrale und stimmen die anstehenden Willkommensbesuche unter uns ab. In diesem Rahmen tauschen wir uns aus oder klären auch anstehende Fragen.

Was passiert, wenn einer Familie der Termin nicht passt oder sie keinen Willkommensbesuch möchte?

Unter der im Anschreiben genannten Telefonnummer können die Eltern unsere Koordinatorin erreichen und einen anderen Termin vereinbaren. Wenn eine Familie unseren Besuch nicht möchte, dann drängen wir uns nicht auf. Selbstverständlich kann die Familie den Besuch auch absagen. Zu manchen Familien kommen wir ja schon zum wiederholten Mal, da sie bereits das zweite oder ein weiteres Kind bekommen haben. Manchmal treffen wir die Familien auch nicht zu Hause an. Wir hinterlassen dann im Briefkasten eine Karte mit unserer Telefonnummer als Möglichkeit für einen Rückruf.

Was sind denn so die häufigsten Fragen, die Eltern an sie haben?

Da gibt es eine ganz große Bandbreite. Es geht praktisch um alles, was Eltern im Alltag mit Babys so bewegt. Vielfach werden wir nach Kontakt- und Austauschangeboten für Eltern mit Kind in der Stadt, wie Krabbelgruppen oder Elterntreffs und ähnlichem gefragt. Zahlreiche Eltern möchten wissen, welche Möglichkeiten der Kindertagesbetreuung in Gera bestehen und wie und wann eine Anmeldung erfolgen muss. Bei sehr speziellen Fragen, wie zum Beispiel zum Elterngeld, verweisen wir an die entsprechenden Fachleute in der Elterngeldstelle im Sozialamt.

Welche Möglichkeiten gibt es, wenn die Familie Unterstützungsbedarf signalisiert?

Bei Bedarf verweisen wir an die richtigen Anlaufstellen und helfen - wenn gewünscht - auch bei der Kontaktaufnahme. Mit dem Begrüßungspaket überreichen wir den Familien eine Informationskarte auf der wichtige Ansprechpartner mit ihren Telefonnummern vermerkt sind. Die Eltern sollen ja auch nach unserem Besuch schnell kompetente Antwort auf Fragen finden können.

Wie kommen denn die Willkommensbesuche bei den Familien an?

Am Anfang war die Akzeptanz noch nicht so hoch, da haben wir vielleicht 60 Prozent der Eltern erreichen können. Inzwischen haben sich die Willkommensbesuche herum gesprochen.  Heute erreichen wir fast 80 Prozent aller Familien mit Neugeborenen in Gera. Das sind bei ca. 700 Geburten jährlich eine ganze Menge. In den allermeisten Fällen werden wir sehr freundlich begrüßt. Insbesondere die umfassenden Informationen kommen bei den Eltern richtig gut an.

 

Mitunter sind Familien auch skeptisch in Erwartung eines Kontrollbesuchs. Wenn wir dann über Absichten und Ziele des Willkommensbesuchs informieren, ist das Eis meist schnell gebrochen. Unser erstes Anliegen ist es schließlich, die neuen Bürger im Auftrag der Stadt willkommen zu heißen.

Hat sich schon mal eine Familie beschwert, weil Sie sie vergessen haben: zum Beispiel weil die Familie erst zugezogen war und Sie von der Geburt des Kindes nichts wussten?

Ja, auch das ist schon vorgekommen. Dann holen wir unseren Besuch natürlich gern nach, denn gerade dann sind unsere Informationen hilfreich und wichtig.

Warum engagieren Sie sich in diesem Projekt?

Wir haben aus ganz unterschiedlichen Gründen zum Projekt gefunden. Eine von uns war früher Lehrerin, ist jetzt pensioniert und wollte aber etwas Nützliches tun. Eine andere war im Vorfeld längere Zeit arbeitslos und suchte für sich eine erfüllende Aufgabe. Herr Berger bedauerte lange Zeit sehr, dass die eigenen Enkelkinder weit entfernt wohnen. Die Mitarbeit im Projekt macht ihm viel Freude. „Man lernt immer wieder sehr interessante Menschen kennen und der Kontakt mit den neuen Erdenbürgern ist einfach positiv“. Außerdem, da sind sich alle einig, ist es sehr erfüllend, Familien durch gezielte Informationen in ihrer neuen Lebenssituation zu unterstützen.

Besonders schön ist es, wenn man die Familien in der Stadt wiedertrifft und von ihnen angesprochen wird. „Dann erleben wir das Aufwachsen der Geraer Kinder und deren Entwicklung hautnah mit.“

„Und außerdem“ - auch das ist wichtig - „wir sind ein wirklich gutes Team.“

Welche Voraussetzzungen mussten Sie mitbringen, um im Projekt mitarbeiten zu können?

Wichtig ist die Bereitschaft, die vereinbarten Hausbesuchstermine verbindlich einzuhalten. Pro Woche führt jede und jeder von uns etwa 2 – 3 Hausbesuche durch. Dazu kommt noch das wöchentliche Koordinierungstreffen. Insgesamt planen wir etwa 8 – 10 Stunden in der Woche für die Arbeit im Projekt ein.

Außerdem ist eine gute Vorbereitung wichtig. Es gibt Schulungsmaterial zum Einlesen und auch weiterführend ist regelmäßige Fortbildung zum Beispiel zu Themen rund um die frühkindliche Entwicklung angesagt. Um Fragen qualifiziert beantworten zu können, ist es wichtig, dass wir uns bei den lokalen Angeboten für Eltern mit Baby sowie bei den Unterstützungsleistungen auskennen. Deshalb informieren wir uns vielfach persönlich bei den Leistungsanbietern vor Ort.

Darüber hinaus stehen wir in engem Kontakt zur Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen der Stadt Gera, Frau Pohl, die uns bei Fragen weiter hilft oder auch spezielle Fortbildungen organisiert.

An wen kann ich mich wenden, wenn ich weitere Fragen zum Projekt habe oder mich selbst im Projekt engagieren möchte?

Wer bei uns mitmachen möchte, kann sich an die Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen der Stadt Gera, Frau Pohl, wenden. Frau Pohl ist im Jugendamt unter der Telefonnummer 0365 / 838-3471 zu erreichen.

Es ist auch möglich direkt Kontakt zur Koordinatorin Frau Eger aufnehmen. Sie ist Montag bis Freitag von 9:00 bis 16:00 Uhr unter der Telefonnummer 0160 / 5 88 04 14 zu erreichen. Wir laden die Interessierten zunächst zu einem unserer wöchentlichen Koordinationstreffen ein, damit sie unsere Arbeit und unser Team kennen lernen können.